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These: das neue Windows

Irgendwie brennt mir dieses Thema gerade auf der Zunge und ich muss einfach mal meine Gedanken dazu sortieren und aufschreiben. Ich habe seit einiger Zeit das immer stärker werdende Gefühl iOS wird zu dem, was ich früher so gehasst habe. Warum das so ist oder vielleicht auch nicht, möchte ich mal kurz darlegen und wir können gerne über meine Schlussfolgerungen diskutieren.

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Windows war und ist immer noch das PC Betriebsystem. Das war vor 10 Jahren so und ist heute immer noch so. Es war in meinen Augen nie das beste System, war aber einfach zur richtigen Zeit und mit erdrückender Marketingstrategie so erfolgreich, dass nichts anderes bestehen konnte. Linux war immer mein Zufluchtsort, anfangs weil es Spaß machte und später weil es einfach gut und vielseitig einsetzbar war und ist. Durchgesetzt hat es sich aber – seien wir mal ehrlich – eigentlich nur immer Serverbereich, wo es ganz selbstverständlich millionenfach vor sich hin arbeitet und neuerdings still und heimlich als Android verkleidet auch auf Smartphone und Co massenhaft zum Einsatz kommt. Irgendwann entdeckte ich OS X, als Linux Alternative für mich und bin bis heute dabei geblieben.

Der PC – ein aussterbendes Wesen?

In vielen Bereichen ist ein PC (auch den typischen Mac zähle ich dazu) heute nicht mehr weg zu denken und auch durch neuartige Gerätetypen nur schwer zu ersetzen. Keine Angst Mausschubser, PC-Freaks und Admins: Der PC wird so schnell nicht von der Bildfläche verschwinden. Nur werden wohl seine Aufgaben in Zukunft wieder etwas speziellerer Natur werden. So wie es in weiten Teilen des beruflichen Lebens eines solchen Rechners auch schon heute der Fall ist.

Wir erleben derzeit eine Art Aufstand gegen den PC. Immer mehr Sachen und Aufgaben lassen sich auch prima, wenn nicht sogar besser, auf einem Smartphone, iPad oder auf der Box machen, die am Fernseher/Beamer angeschlossen ist. Nicht das es diese Aufstände nicht auch schon früher gegeben hat, aber dieses Mal denke ich, wird es den Breakeven Point überschreiten und ein Umdenken beim Normalo-Nutzer wird beginnen.

Nicht ganz unschuldig an diese Entwicklung ist Apple, die mit dem iPhone und dem AppStore einen wahren Hype ausgelöst und uns zu aller Überraschung gezeigt haben, dass man Softwareentwickler doch für eine neue Plattform begeistern kann. Dazu kommt natürlich die Goldgräberstimmung, die bis heute aufrechterhalten wird und jedem Entwickler immer wieder vor Augen führt, mit welch einer simplen Idee man das dicke Geld machen kann. Andere Gründe, wie die gute kostenlose Entwicklungsumgebung oder das Entwickeln auf einer standardisierten Plattform lasse ich mal außen vor, spielen aber sicher auch eine große Rolle.

Apple wird die eigene Plattform immer weiter ausbauen müssen, um dem Wachstum gerecht zu werden. So blieb es nicht lange nur beim iPhone. Der iPod mit dem Touch wurde als günstige Alternative für die Kids und Geeks unter uns schnell ins Boot geholt. Zwei Jahre später durften wir uns über das iPad, die Reinkarnation des Tablet-PCs freuen. Die großen Orakel unserer Technikwelt sehen schon weiter voraus und sehen diese Plattform auch an unseren Fernsehern, Küchenschränken und Waschmaschinen hängen.

iOS – Wesen der Zukunft?

Das was alle Apple Gadgets zusammen hält, hat drei Buchstaben: iOS. Nun fragt man sich zurecht, wo sehe ich die Parallelen zu Windows?

Software, heute Apps genannt, sind das Salz in der Suppe. Ohne kann man das beste Betriebsystem nicht sinvoll nutzen. Mehr als 150.000 Apps gibt es bisher und es werden immer mehr. Hat man sich erst mal einen großen Schrank voll angeschafft, wird es immer schwieriger die Plattform zu wechseln. Noch mal alles neu bezahlen? Nö.

Wer Windows propäritär nannte, kann das selbe wohl auch zu iOS sagen, wenn gleich iOS auf viele OpenSource Technologien setzt, ist es ein geschlossenen System.

War man jahrelang im Windows-Ökosystem gefangen, begibt man sich mit iOS in die selbe Abhängigkeit. Schreibt man Software für iOS, ist diese erst mal nur auf iOS Geräten lauffähig. Aber auf welches OS trifft das nicht zu? Abgesehen von Java, die man theoretisch auch auf andere Plattformen laufen lassen kann – iOS ausgenommen. Der einzige Lichtblick sind Webapps auf Basis von HTML und Javascript, mit welchen man als Entwickler aber wohl kaum richtig Geld verdienen kann.

Wie auch Windows könnte iOS den Markt beherrschen. Tut es augenscheinlich sogar schon. Nur gibt es einen feinen Unterschied: iOS läuft nur auf Apple-Hardware. Microsoft sah Windows immer nur als Software und unterstützte eine Vielzahl von Unternehmen, die Hardware für ihr Betriebsystem anbieten konnten. Zugegebenermaßen mit vielen bekannten Problemen wie Treibervielfallt, komplizierten Installationsroutinen usw. iOS besitzt diesen Makel nicht – alles geschlossene Standardhardware von vorne bis hinten, mit vielen Vorteilen aber auch Nachteilen.

Apple wird diesen Markt vermutlich nur kurzfristig dominieren können. Anbieter wie HTC, Samsung, Nokia und vorneweg Innovationsgeber Google mögen den Start anfangs vielleicht verschlafen haben, stehen jetzt aber bereits mit zum Teil eigenen Lösungen am Start und sind dabei Apple den Rang mit hoher Geschwindigkeit streitig zu machen.

Sieht man das so, dann folgt eigentlich nur eine Schlussfolgerung: alles bleibt beim Alten. Android (oder was auch immer) wird den Großteil des Markes abgrasen und Apples iOS wird wie auch Mac OS X ein Nischenprodukt werden – oder doch nicht? Ein wenig wünsche ich mir das ja. Ich mag die Rolle in der Apple derzeit rutscht ganz und gar nicht.

These: das neue Windows

Hat man erst mal den Bogen zu Android gespannt, kommt man nicht ohne hin festzustellen, daß eher Android die Rolle des „Windows unsere zukünftigen Zeit“ einnehmen wird. Denn wie auch Steve Wozniak in einem Interview zum Besten gab, findet man zwar viele tolle und innovative Sachen in Android. Aber diese Plattform wird für so viele unterschiedliche Geräte adaptiert, dass es schwer werden wird, das einheitliche Konzeptmodell auch weiterhin zu verfolgen. Android ist für den Kunden nicht Android sondern das HTC-OS, Samsung-OS mit eigenen Oberflächen und sogar auf Hersteller-Geräteebene mit unterschiedlichen Eigenschaften – wie heute Windows. Trotzdem wird Android den Markt, wie auch Windows im PC Bereich beherrschen, weil am Ende die um einiges günstigeren Preise entscheiden werden.

Ich kann mich durchaus täuschen und muss beim Blick in den Kaffeegrund noch mal genauer hinschauen. Vielleicht sollte ich lieber Paul befragen und mich im Serverraum abkühlen gehen. Was denkt ihr? Ich werde diesen Artikel auf jeden Fall in 3-5 Jahren noch mal raus kramen – entweder Apple besitzt dann die komplette iWeltherrschaft oder alles ist wieder noch beim Alten.

Autor: Oliver

Ich bin Oliver und habe den aptgetupdateDE Blog im Juli 2007 aus der Taufe gehoben. Man findet mich auch auf Twitter.

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