Wenn es um das Lesen der verschiedenen Späterlesen-Dienste wie Pocket oder Instapaper auf dem Mac ging, griff ich lange Zeit nur zu einer App: ReadNow, das später in Read Later umbenannt wurde und mittlerweile leider, in Sachen Entwicklung, komplett von der Bildfläche verschwunden ist.
Grund dafür war die native, meiner Meinung nach eher suboptimal nutzbare Pocket-App für den Mac, an deren Entwicklung der Read Later Entwickler entscheidend beteiligt war. So betrat die Words App die Bühne, welche zwar gut ist aber mich auch in Version 2 nicht zu 100% überzeugt hat.
Einen neuen Versuch diese Späterlesen-Dienste auf dem Mac zu meistern erfolgt nachfolgend mit ReadKit.
Wobei ReadKit seit der kürzlich verfügbaren Version 2 weit mehr als nur ein App für Pocket & Co. ist. Aber der Reihe nach!
User Interface
Das User Interface erinnert auf den ersten Blick sehr stark an den RSS Newsreader Reeder for Mac. Aber warum das Rad neu erfinden, wenn sich diese ‘Drei-Spalten-(E-Mail-Client-)UI’ zum Lesen von News seit Jahren bewährt hat.
Wie zu erwarten befinden sich links die einzelnen Accounts, in der Mitte die dazugehörigen Artikel und rechts der eigentliche Artikelinhalt.
Dieses Interface ist ‘highly customizable’.
So lassen sich einzelne Spalten ausblenden oder in den ReadKit-Einstellungen Dinge wie Fonts, Textausrichtung oder Zeilenhöhe festlegen. Darüber hinaus werden vier Themes zur Anzeige des Ganzen angeboten. Es ist von hell bis dunkel auch alles dabei, so dass jeder Geschmack bedient sein sollte.
Späterlesen-Dienste Client
Hier werden die bekannten Dienste Pocket, Readabilty und Instapaper unterstützt, wobei Instapaper einen Paid-Account zur Nutzung voraussetzt.
Die Einrichtung ist über die ReadKit Einstellungen denkbar einfach; der Sync schnell, das Lesen angenehm.
Dazu lassen sich diese Artikel recht simple ‚live‘ durchsuchen oder man kann Tags hinzufügen.
Den besten Lesekomfort hat man meiner Meinung nach mit dem Ausblenden der linken beiden Navigationsspalten.
Für diesen ‘Focus Mode’ muss man nur auf das Augensymbol unten rechts klicken; zusätzlich lässt sich die Artikel-Ansicht über das Couchsymbol mit Readabilty verbessern bzw. erweitern (Stichwort: Gekürzte Feeds).
Bookmark- und RSS News-Dienste Client
Apropos gekürzte Feed: Wie schon angeklungen kann man ReadKit ab Version 2 auch als Online-Bookmark-Client und RSS Newsreader verwenden.
Für Online-Bookmarks werden die Dienste Delicious und Pinboard (kostenpflichtiger Pro Account notwendig) angeboten. Für RSS Feeds setzt man auf das selbstgehostete Fever (einmalig 30 US-Dollar), NewsBlur (24 US-Dollar/Jahr) und eine eigene native RSS Sync-Engine. Feedly, welches kürzlich seine Tore für Drittsoftware geöffnet hat, ist momentan noch nicht dabei.
Für Fever sollte man zudem im Hinterkopf behalten, dass die Hot-Liste in ReadKit nicht sichtbar und durch API-Limitations kein Subscription-Management möglich ist.
Wer sich aber noch für keinen RSS Web-Dienst, abseits des Google Reader, entschieden hat, wird vielleicht mit der in ReadKit eingebauten RSS-Engine glücklich.
In einem ersten Test stellte sich diese lokale Lösung als sehr schnell heraus. Dazu lassen sich für das Subscription-Management auch Folder anlegen oder eine OMPL-Datei importieren.
Des Weiteren kann man auch intelligente Verzeichnisse (Smart Folder) für alle implementierten Dienste (Späterlesen, Bookmark und RSS) erstellen und diese nach Titel, Inhalt oder sonst was filtern. Damit wird das Lesen erheblich erleichtert und man kann seine Inhalte auf diese Art vorsortieren.
Ein weiterer großer Vorteil dieser App: Man kann per drag-and-drop Artikel zwischen den einzelnen Diensten verschieben. Liest man beispielsweise einen interessanten Artikel per RSS, kann man diesen nach Pinboard oder Pocket verschieben. Der Online-Sync ist dann nur eine Formsache und funktioniert schnell und zuverlässig.
Damit aber nicht genug: So hat ReadKit einen integrierten Browser, der geklickte Links ‘inline’ anzeigt. Zudem kann man mit diesem Browser Artikel für das Offline-Lesen speichern.
In der Kopf- und Fußzeile von ReadKit finden sich weitere kleine Helferlein, mit denen man links unten die Ansicht zwischen Accounts und Tags umschalten oder sich nur ungelesene Artikel ansehen kann. Außerdem kann man hier neue Abos oder lesenswerte Artikel in einem Subscription-Management (Fever ausgenommen) hinzufügen.
Oben rechts kann man Artikel favorisieren, ins Archiv schieben, mit Readability lesbarer machen, im Browser öffnen oder per E-Mail, iMessage, bei Twitter, Facebook oder Evernote teilen.
In den ReadKit-Einstellungen kann man seine Accounts verwalten, sowie Dinge zum Sync oder zur Anzeige festlegen.
Preis und Verfügbarkeit
ReadKit wird ausschließlich über den Mac App Store für momentan 4,49 Euro verkauft. Zur Installation wird OS X 10.7 Lion vorausgesetzt.
Eine kostenlose Testversion wird leider nicht angeboten.
[app 588726889]
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FAZIT
Mal wieder ein wow! ReadKit ist mir bisher nie so richtig aufgefallen aber mit Version 2 versteckt sich eine echte Perle im Mac App Store. Die App ist sehr intuitiv zu benutzen, hat ein schickes User Interface, läuft stabil und synchronisiert neue Artikel extrem schnell.
Im günstigsten Fall hat man hier quasi drei Apps in einer, wobei ich sie persönlich erst einmal nur für die zuerst genannte Späterlesen-Funktion nutze. Bei den nativen RSS-Clients für den Mac ist momentan zu viel Bewegung und die kommenden zwei Wochen werden eine Menge Updates bringen. Wer sich dann als Sieger herauskristallisiert, lässt sich einfach noch nicht abschätzen. Vielleicht erst einmal soviel: ReadKit macht seine Sache auch auf der RSS- und Bookmark-Schiene sehr gut. Gerade die native RSS-Engine überzeugt. Dennoch wünsche ich mir hier mehr unterstützte Dienste (wie beispielsweise Feedly).
Dazu könnte das Scrollen durch die Artikel etwas flüssiger sein; Reeder for Mac ist hier im Vergleich ne Spur performanter. Außerdem fehlt irgendwie eine ‘Mark as read’ Funktion. Momentan kann man Artikel nur favorisieren oder sie ins Archiv schieben, was natürlich das gleiche Ergebnis hat aber letztendlich nicht dasselbe ist.
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